Von Tobias Ein Mann, der einen Artikel über die Frauenquote schreibt? Hier weiß man ja schon vor der Lektüre, zu welchem Schluss der kommt! So mögen wohl einige der geneigten Leser denken und um es gleich vorwegzunehmen: Damit haben sie auch recht. Bevor Päpstin Alice die Erste jedoch die Vogelfreiheit über mich verhängt, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um meine Ansichten darzulegen – wir sind ja schließlich nicht bei der Bundeswehr, bei der man auf solche Gepflogenheiten seit der Wiedereinführung des Adels keinen Wert mehr legt.
Bevor man über die Einführung einer Quote debattiert, sollte man sich erst einmal Gedanken machen, was eine solche eigentlich verändern soll. Offensichtlich verhält es sich zurzeit so, dass gerade eine Handvoll Vorstände in den DAX-Unternehmen weiblich sind: Ein Sektor also, der fest in männlicher Hand ist, was sich im Sinne der Gleichberechtigung natürlich schnellstens ändern muss. Man könnte jetzt argumentieren, dass es in der Abfallentsorgungswirtschaft um das Männer-Frauen Verhältnis genau so schlecht bestellt ist, allerdings geht man mit solchen Parolen mit Sicherheit nicht auf Wählerfang.
Die Forderung nach einer gerechten Anzahl weiblicher Managerinnen in der Vorstandsschaft ist natürlich auf jeden Fall zu begrüßen. Nur: Was bedeutet gerecht? Die meisten mögen jetzt wohl reflexhaft „50 Prozent, mindestens!“ rufen. Dem kann ich mich allerdings nicht ganz anschließen. Gerecht bedeutet für mich, dass der Vorstand die Zusammensetzung der Belegschaft widerspiegelt. Bei VW beispielsweise stellen die Arbeiter am Band wohl die größte Beschäftigungsgruppe dar und es ist wohl davon auszugehen, dass die überwiegende Mehrheit davon männlich ist. Es ist also nur natürlich, dass man in einem solchen Unternehmen entsprechend mehr Männer in Führungspositionen findet als Frauen. Umgekehrt sollte es natürlich auch so sein, dass man in Unternehmen, die vorrangig Frauen beschäftigen, auch mehr Frauen in höheren Positionen findet. Allein dieses kleine Beispiel lehrt, dass die hartFestsetzung einer Quote nicht das Allheilmittel sein kann.
Wir wollen uns nun also der Frage widmen, ob eine differenziertere Festsetzung der Quote zum gewünschten Erfolg führen kann. Eines muss einem von Anfang an klar sein: Unternehmen, die nicht aus eigenem Antrieb ihr Verhalten ändern wollen, werden dies auch nicht mit einer Quote machen. Wie schnell kann man beispielsweise einen normalen Arbeitsplatz als Sekretärin auf dem Papier in „Chief executive assistent“ umdeklarieren. Das hört sich nicht nur besser an, nein, man kann auch exakt das gleiche bezahlen wie vorher. Die Führungsposition äußert sich darin, dass die Angestellte beispielsweise eigene Aufträge an Subunternehmen erteilen darf, solange sie dabei allerdings nicht ihre Zeichnungsbefugnis in Höhe von 100 Euro überschreitet. Oder man übt sich in der Praxis einiger Firmen in Norwegen, wo eine Quote „erfolgreich“ eingeführt wurde. Die (männlichen) Vorstände einiger Unternehmen ließen dort kurzerhand ihre Rechtsnorm ändern, um dem Gesetz auszuweichen. Man sieht also, dass die Quote beliebig umschifft werden kann – sie ist schlicht nutzlos. In der Tat ist sie sogar schädlich, da sie einer wahren Karrierefrau Schaden zufügen kann. Wie schnell kann man einer ehrgeizigen Frau in Zukunft vorwerfen, doch nur eine Quotenfrau zu sein? Gegenteiliges kann man schlicht nicht beweisen, da sie – ob sie will oder nicht – in die Quote einberechnet wird. Weniger talentierteren Mitbewerberinnen und Mitbewerbern wird da ein Mobbingwerkzeug an die Hand gegeben, das nie stumpf wird.
Eine wie auch immer geartete Quote bringt nicht den gewünschten Erfolg, da sie von sturen Unternehmen leicht umgangen werden kann. Die Forderung danach ist also nichts als blinder Aktionismus, um nach Wählern zu fischen. Die Intention, etwas an der aktuellen Situation zu ändern, mag ja grundsätzlich löblich sein – vom Resultat der Überlegungen kann man das allerdings nicht behaupten.
Mir ist es wichtig, dass ein Staat nur dann in die Struktur von Unternehmen und die Wirtschaft eingreift, wenn es unabdingbar ist und die Maßnahmen eine entsprechende Erfolgschance besitzen. Dass man die eigene Wirtschaft durch Überregulierung zu Grunde richten kann hat schon mal ein deutscher Staat bewiesen. Da es keine Patentlösung für das Problem gibt, muss man fürs erste darauf vertrauen, dass deutsche Firmen in Zukunft nicht mehr auf die Hälfte des – um es mal mit einem Unwort zu sagen – Humankapitals verzichten werden. Auch in unsere jungen, modernen Frauen habe ich vollstes Vertrauen. Sie werden selbstbewusster und energischer nach den Positionen verlangen, die ihnen zustehen und das sind genau solche Frauen, die man auch in der Vorstandsschaft sitzen haben möchte. Ein Quoten-Lieschen Müller bringt schließlich für beide Seiten nichts.
Nun könnte man mir vorwerfen, dass ich mit dem Titel mehr Erwartungen geweckt als ich zu erfüllen geschafft habe. Die Überschrift: „Warum die Frauenquote weniger bringt als sie verspricht“ hätte das Thema besser erfasst. Das ist richtig. Allerdings bekommt man heutzutage immer weniger als versprochen wurde und mit dieser Tradition wollte ich nicht brechen. In einer Oktoberfest-Maß sind schließlich auch nur 900 ml Bier.
Am Ende einer Beweisführung findet man oft die Abkürzung QED, was für den lateinischen Satz „Quote est Desastrum“ steht und so möchte auch ich schließen. Also: QED.