Sonntag, 6. März 2011

Die Gegendarstellung: Sind Frauen zu feig, um Karriere zu machen oder Warum Quote endlich Mainstream werden sollte*

Von Magdalena


Lediglich eines von zehn Vorstandsmitgliedern in der EU ist eine Frau, und unter den Vorstandsvorsitzenden sind Frauen sogar nur mit drei Prozent vertreten. In Österreich wird nur eine Tageszeitung von einer Frau geleitet, in fast allen Ressorts außer Beauty/Lifestyle/Mode arbeiten mehr Männer, die schlechter ausgebildet sind, aber trotzdem bessere Positionen haben und mehr verdienen als ihre weiblichen Kolleginnen. Chancengleichheit? Fehlanzeige.

Trauen sich Frauen keine Karriere zu? Sind sie zu feig, um um bessere Jobs oder mehr Gehalt zu kämpfen? Viele würden wahrscheinlich den Weg des geringsten Widerstandes gehen, nicht anecken oder auffallen zu wollen und „gierig“ zu erscheinen, trifft wohl oft zu. Andererseits sind Frauen nach Jahrhunderten andauernder Unterdrückung nichts anderes gewöhnt, möglichst unscheinbar zu sein, gehört zum guten Ton und kann bei vielen Frauen schon fast als Urinstinkt gesehen werden. Gerade deshalb ist es wichtig, eine Quotenregelung einzuführen, auch um Frauen zu einem neuen Selbstbewusstsein zu verhelfen und um ihnen deutlich zu machen, dass sie auch das Zeug dazu haben, in Führungspositionen zu arbeiten.
Keine Frau oder kein Mann will eine Quotenfrau oder ein Quotenmann sein, vor allem dann nicht, wenn man nur wegen des Geschlechts und nicht wegen der Kompetenz eingestellt wird. Das ist verständlich. Doch um eine Gleichberechtigung in allen Bereichen der Gesellschaft im Sinne des Gender-Mainstreaming-Konzeptes umzusetzen, bedarf es – nach Meinung der Autorin dieses Beitrages – einer Quotenregelung. Für Männer, aber hauptsächlich für Frauen. In unserer männerdominierten Gesellschaft werden Frauen noch immer diskriminiert und ungleich behandelt. Die Strukturen sind festgefahren, Männer ruhen sich auf ihren Positionen aus. Klar, sie sind ja auch im Vorteil und – wenn man es so nennen möchte – auf der Sonnenseite des Lebens. Und warum sollte man was ändern, wenn doch – anscheinend – „eh alles gut so ist, wie es ist“? Menschen sind Gewohnheitstiere und Änderungen passieren meistens nur durch Druck oder Zwang. Genau deshalb ist die Frauenquote (in allen Bereichen bzw. auch eine Männerquote) sinnvoll und absolut dringend einzuführen, da es ansonsten in den nächsten 100 Jahren noch keine Gleichberechtigung und Gleichstellung von Mann und Frau geben.

Der Idee von Tobias, dass der Vorstand die Zusammensetzung der Belegschaft widerspiegeln soll, kann ich nicht viel abgewinnen. Erstens ist das keine Verbesserung, sondern Realität, denn – um klischeehaft zu sprechen – eine Kindergartenleiterin ist schätzungsweise zu 99 Prozent weiblich, der Chef einer Dachdeckerei vermutlich ebenfalls zu mehr als 90 Prozent männlich. Genau da liegt ein Problem begraben. Weder Männer „trauen“ sich in großer Anzahl in von Frauen dominierte Bereiche einzubrechen noch umgekehrt. Und warum? Vermutlich, weil sie sich dann unwohl/diskriminiert/“anders“ fühlen. Außerdem ist mir eine Statistik aus Österreich in Erinnerung, die besagt, dass die besten Teams und die beste Belegschaft jene mit Männern UND Frauen sind. Und nur so ist auch die Gleichberechtigung, die in der Gender-Mainstreaming-Strategie gefordert wird und gesetzlich verankert ist, zu erreichen. Denn, wie sonst sollte man Gleichberechtigung erzielen?

Wer in einer reinen Mädchen/Burschenklasse in der Schule war oder wer als Frau in einem Betrieb mit ausschließlich Frauen (und ein Mann in einem Betrieb mit Männern) gearbeitet hat, wird meine Erfahrung (hoffentlich) teilen: Es ist schrecklich! Und ich würde dort nicht arbeiten wollen. Und um solch einseitigen Belegschaften zu verhindern, wäre eine Frauen- bzw. eine Männerquote sinnvoll.

*Es sei angemerkt, dass es weder „die Männer“ noch „die Frauen“ im Allgemeinen gibt und jeder Mensch als Individuum betrachtet werden muss und sich meine Aussagen auf die Situation, wie ich sie wahrnehme, beziehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen